
Philosophie
φιλοσοφία
Philo sophia
Liebe zur Weisheit
In der Geschichte der Philosophie
wurde ein Begriff besonders stark vernachlässigt, der Begriff der Frage. Seine ethische Dimension wurde nicht gesehen. Dabei ist die Ethik mit ihren vielen Begründungen auf gute und sichere Grundbegriffe angewiesen. Ethik als Philosophie eröffnet Möglichkeiten, die den Einzelwissenschaften nicht zur Verfügung stehen.
Philosophie heute
verwendet andere Grundbegriffe und andere Methoden. Sie ist methodenkritisch. Sie fragt nach den eigenen Fragebedingungen. Dadurch gewinnt sie Begründungssicherheit für die Ethik. Ethik wird zur Fragephilosophie. Das Spektrum der Fragebedingungen in der Ethik ist sehr groß. Die Begriffsfamilie der Frage (Fragen, Frage, Fraglichkeit) deckt einen großen philosophischen Bereich ab. In der Kombination entsteht die Frageethik, die Interrogative Ethik.
Praktische Philosophie: zweifeln und fragen
An welchem Punkt wird die Philosophie zur Handlungstheorie oder Ethik? Sie sucht nach Begründungen für das Handeln. Neben dem Sein richtet sie sich auf das Sollen. Die naheliegendste Variante ist die Ethos-Philosophie. Sie hat eine lange Tradition und ist in der Kultur oder der Religion verankert. Aber immer schon war auch das Fragen ein Motiv für die Richtung auf das Sollen.
Mit dem Nachdenken über das Gesehene und scheinbar Faktische kam ein neuer Aspekt in die Menschheitsge-schichte, das Zweifeln und Infragestellen.
"Das entscheidende Geschehen in der langen Geschichte der Philosophie ist nicht die Aufstellung von philosophischen Behauptungen, sondern das philosophische Fragen als solches; dieses ist das eigentliche movens der Geschichte des Denkens." (Wilhelm Weischedel, Die Frage nach Gott im skeptischen Denken, hrsg. W. Müller-Lauter, Berlin, New York, 1976, S. 19)
Es wird die These vertreten, dass das Fragen, Staunen und Wundern vor dem Antworten, Aussagen und Wissen war. Wie kann sich das Fragen konstituieren? Ohne Vernunft kein Fragen oder ohne Fragen keine Vernunft? Es gibt eine Vielzahl solcher Fragestellungen und Kombinationen im Zusammenhang mit der Fragephilosophie.
Die beiden Formen des Philosophierens über das menschliche Handeln:
Ithik, Interrogative Ethik, I∞:
Die neue Form der philosophischen Handlungs-theorie, die Ithik, ist eine Reise in die Unendlichkeit. Wir Menschen werden das Reiseziel prinzipiell nie erreichen. Der Wahrheitsanspruch der Ithik ist kohärent.
Die Grundbegriffe der Ithik sind die Fragebegriffe der Begriffsfamilie: Fragen, Frage und Fraglichkeit. Sie werden aufeinander bezogen. Die Ithik ist eine zirkuläre Theorie.
Die Ithik ist die abgekürzte Form der Interroga-tiven Ethik - die Ethik auf interrogativer Basis. Sie ist die Ithik mit dem methodischen Zeichen ihres Vorgehens, dem Unendlichkeitszeichen - I∞.
© Dr. Johannes Hieber
Ethik, Ethos, Moraltheorie:
Die alte Form der philosophischen Handlungs-theorie geht von einem sinnvollen Anfang und Ende der eigenen Theorie aus. Sie muss dafür aber den Preis der Axiomatik und des Dogmatismus zahlen.
Die Grundbegriffe dieser Theoriefamilie sind der Ethos, die Sitte, die Moral u.a. Sie ermöglichen nur eine regionale, bezügliche Ethik.
Der Wahrheitsanspruch dieser Ethos-Theorien ist zum Teil überhöht. Sie sind nicht befragbar und nicht begründbar. Zum Teil sind sie aber auch zu niedrig gefasst und damit nicht befragt und nicht begründet.
Ethos-Theorien gründen in der Empirie, der Logik, oder der Metaphysik. Diese Theorieformen können aber als unphilosophisch empfunden werden, da sie sich meist an der Systematik der Einzelwissen-schaften orientieren.
Der Abschied von der gängigen Ethik ist das Vergessen und der Mut zu Neuem.
Das Verhältnis von Philosophie und Ithik
Die Ithik ist die Philosophie der Weisheit, der Zurückhaltung und der Selbstreflexion. Sie bezieht sich auf die eigenen Fragevoraussetzungen und untersucht diese. Sie befragt die eigenen Fragebegriffe, die für die Formulierung von philosophischen Fragen notwendig sind. Fragebegriffe sind die Bedingungen der Möglichkeit, philosophische Fragen überhaupt stellen zu können. Die Ithik entwickelt Verfahren, die es ermöglichen, Begründungen für das eigene Handeln und die eigenen Haltungen zu finden.
Ithik ist Praktische Philosophie, ohne normativ, logistisch oder metaphysisch zu sein. Sie vertraut auf die philosophische Stärke des fragenden Wesens. Dabei wird Fraglichkeit als methodische Instanz gedeutet, in der die Befragbarkeit und die Begründbarkeit ethischer Möglichkeiten ihren philosophischen Ort finden. Fraglichkeit wird als philosophische Chiffre verstanden.
Ithik ist Fragephilosophie und philosophische Ethik - Interrogative Ethik.